Von Daniel am 01.09.2018
Selbstreflexion, also sich und sein Verhalten richtig einzuschätzen, ist eine echte Herausforderung. Schnell wird man überkritisch, selbstverliebt oder lässt sich von der Meinung anderer lenken. Unsere Selbsteinschätzung hängt hauptsächlich von unseren persönlichen Erfahrungen ab, die bis ins Kindesalter zurückgehen. Deshalb liegt die Basis für die Art und Genauigkeit unserer Selbsteinschätzung meist im Unbewussten, kann also nicht ohne weiteres direkt gesteuert werden.
Durch Selbstreflexion ist es allerdings möglich, die Selbsteinschätzung zu verbessern und gewinnbringend zu beeinflussen. Man kann so beispielsweise lernen, sich selbst und seine Verhaltensmuster besser einzuschätzen und sich mit diesem Wissen dann in die angestrebte Richtung zu verändern. Letztlich ist Selbstreflexion eine der Grundlagen für persönliches Wachstum und Sozialkompetenz, weswegen wir Dir folgend einige Tipps dazu geben möchten.
Die Grundlage zur Selbstreflexion ist eine ausreichende Selbstwahrnehmung und die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung (Introspektion). Selbstreflexion ist, sein beobachtetes Verhalten bzw. seine Reaktionen auf bestimmte Reize einschätzen und verstehen zu können. Es wird auch als das prüfende und vergleichende Nachdenken von sich selbst bezeichnet. Dies führt zu einer gesunden Selbsteinschätzung, also dazu, dass man sich seines Verhaltens in verschiedenen Situationen bewusst wird.
Selbstreflexion ist darüber hinaus auch das aktive Hinterfragen des eigenen Verhaltens, wodurch sich dieses auch anpassen lässt. Dabei ist die Selbstreflexion nicht nur auf das Verhalten gegenüber anderen beschränkt, sondern darunter versteht sich vor allem das eigene Denkverhalten.
Die Selbstreflexion ist eng mit der Selbsterkenntnis verwandt. Dabei ist unter der Selbsterkenntnis jedoch weniger das Kennenlernen seines Verhaltens, sondern mehr das Kennenlernen seiner eigenen Identität, seiner Bedürfnisse und seiner persönlichen Vision zu verstehen. Folglich kann Selbstreflexion auch als die Grundlage zur Selbsterkenntnis betrachtet werden.
Jeder Mensch hat im Laufe seiner Erziehung und seiner Lebenserfahrung bestimmte Verhaltensweisen entwickelt, die im Unbewussten verankert worden sind. So wie wir oft bei der Bewertung anderer voreingenommen sind, sind wir das auch bei uns selbst, ohne dass uns das wirklich bewusst ist. Wir selbst empfinden unsere Verhaltensmuster als normal und die von anderen oft falsch, obwohl es diese wiederum genau gegenteilig empfinden können. Die grundlegenden Ausprägungen der Selbsteinschätzung sind im Folgenden aufgeführt:
Alle vorstehend aufgeführten Verhaltensmuster laufen meist unbewusst ab und werden deshalb nicht aktiv von uns wahrgenommen. Außerdem kommt meist noch der als erstes erwähnte Effekt des natürlichen Schutzmechanismus zum Tragen, wonach wir uns unbewusst unsere eigenen Fähigkeiten nicht absprechen und im Bezug darauf keine Eingeständnisse machen wollen. Dagegen ist nur derjenige, der seine Stärken, Schwächen, Vorlieben und Eigenarten kennt, auch in der Lage, das eigene Verhalten möglichst „objektiv“ zu analysieren und proaktiv notwendige Verhaltensänderungen vorzunehmen.
Es ist also nötig, herauszufinden und Dir klarzumachen, wie Du Dich in bestimmten Situationen verhältst. Dies kann ein bestimmtes Verhalten gegenüber anderen Personen sein, es kann aber auch ein Gedankenmuster sein, in das Du in diesen Situationen fällst und welches niemand anders außer Dir selbst wahrnimmt.
Wenn Du Verhaltensmuster an Dir feststellst, die Dir nicht gefallen, oder Du in bestimmten Situationen gerne anders reagieren würdest, dann kannst Du Dich ändern. Wenn Du es wirklich willst, dann ist es möglich, Dein Unbewusstes entsprechend zu beeinflussen und so zu werden, wie Du gerne sein würdest. Der ideale Weg ist, dies als einen kontinuierlichen Prozess zu sehen, sich also ständig zu reflektieren und gegebenenfalls zu „korrigieren“.
Denke dabei aber immer daran, dass es etwas Gutes ist, wenn Du Dich leicht überschätzt. Es ist also wichtiger, Deine Stärken, die Du identifiziert hast, weiter auszubauen und zu nutzen, anstatt Dich zu lange mit Deinen Schwächen aufzuhalten. Dies ist besonders bei den Menschen wichtig, die ein ohnehin zu geringes Selbstwertgefühl haben, obwohl es gar keinen ersichtlichen Grund dafür gibt.
Noch schwieriger als sich selbst ein Fehlverhalten einzugestehen, ist es, das vor anderen zu tun. Wenn Du dich aber selbst gut reflektieren kannst, dann wirst Du auch kritikfähig sein. Du wirst sogar froh sein, wenn Dich jemand konstruktiv kritisiert, weil sich dadurch eine Chance bietet, Dich zu verbessern. Dabei sollte man natürlich immer an die erwähnten unterschiedlichen Betrachtungsweisen denken, wonach es sein kann, dass eine Kritik auch ungerechtfertigt ist. In jedem Falle muss man aber zunächst dankbar dafür sein und sollte sich Gedanken darüber machen.
Unser unbewusstes Verhalten ist durch Erfahrungen geprägt, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben können. Positive Erfahrungen stärken unser Selbstbewusstsein, negative dagegen können zu einem niedrigen Selbstwertgefühl führen. Der Geschäftsführer des Instituts für Philosophie und Führung in München hat in diesem Zusammenhang gesagt:
Wenn Du versuchst, in dich „hineinzublicken“, dann kannst Du Dich von negativen Erfahrungen lösen und zu mehr Weitblick gelangen. Selbstreflexion hilft Dir also auch um geistig frei zu werden und Dir Angewohnheiten, die Du Dir durch schlechte Erfahren angewöhnt hast, eben auch wieder abgewöhnen zu können.
Jeder hat bestimmte Eigenarten oder Ansichten, die andere besonders toll, oder eben auch schlecht finden. Dies bei sich selbst zu erkennen und zu verstehen hilft dabei, das auch bei anderen besser zu können. Selbstreflexion ist damit nicht nur Grundlage Deiner persönlichen, sondern auch sozialen Kompetenz.
Das Verhalten und die Ansichten anderer verstehen zu lernen hilft einem auch, Konflikte zu vermeiden und dadurch seine Nerven zu schonen. Wenn Du beispielsweise einen Arbeitskollegen hast, mit dem Du dich überhaupt nicht verstehst, dann kannst Du versuchen, die Ursache herauszufinden. Der erste Schritt muss natürlich sein, Dein eigenes Verhalten zu hinterfragen. Danach kannst Du sein Verhalten analysieren und dann beide Verhalten in Korrelation zueinander stellen.
Manchmal stecken triviale Gründe hinter Konflikten, die sich dann schnell auflösen lassen. Wenn Du die Gründe gefunden hast, dann bringt es aber meist nichts, den anderen ändern zu wollen. Das hilft wenn, dann ohnehin nur kurzfristig und du läufst Gefahr, es sogar noch schlimmer zu machen. Der einzige langfristig funktionierende Weg ist Dich selber anzupassen. Über seinen Schatten zu springen erfordert natürlich persönliche Stärke, aber es hilft, so etwas als Herausforderung zu sehen und dadurch seine Souveränität zu steigern.
Notieren
Man kann seine Reflexionen in einem Notizprogramm notieren, aber noch besser wäre ein handgeschriebenes Tagebuch. Das Niedergeschriebene am besten noch einmal durchlesen und markieren, dann in bestimmten Abständen immer wieder markierte Stellen durchlesen und verinnerlichen. Dies ist ein langwieriger, aber effizienter Prozess, da es so möglich ist, das Unbewusste zu beeinflussen und sich dadurch sich auch langfristig zu verändern.
Am besten wäre es, täglich sowohl die positiven als auch negativen Erfahrungen zu notieren, sowie einen positiven Vermerk dazu zu machen, was Du jeweils daraus gelernt hast.
Wir können Dir hierzu das Tagebuch zur Selbstreflexion von Dominik Spenst, das „6-Minuten-Tagebuch“*, empfehlen. Das Buch hilft Dir nicht nur, Dich selbst zu reflektieren, sondern es kann Dir auch zur Selbsterkenntnis verhelfen.
Fragen
Es hilft, wenn man sich persönliche und an das konkrete Ziel, auf das man hinarbeiten möchte, angepasste Fragen überlegt, die man sich regelmäßig stellen kann. Ein paar Beispiele dazu sind im Folgenden aufgeführt:
Persönlichkeitstest
Wem es selbst schwer fällt, sich zu reflektieren, dem kann erweiternd zu den Fragen ein Persönlichkeitstest helfen. Unabhängig davon kann ein solcher Test sinnvoll sein, da dabei Seiten und Aspekte der eigenen Persönlichkeit entdeckt werden können, die man vorher gar nicht wahrgenommen hat. Dazu schaffst Du Dir am besten zunächst einen Überblick über die wichtigsten Persönlichkeitstests und suchst Dir den passenden aus. Empfehlungen haben wir in unserem Artikel „Welcher Persönlichkeitstest…“ für Dich zusammengetragen.
Selbstreflexion ist die Grundlage für persönliches Wachstum, denn erst, wenn Du Dein Verhalten kennen und verstehen lernst, ist es Dir möglich, dieses ins Positive zu lenken. Selbstreflexion hilft Dir, aus Deinen Erfahrungen zu lernen, das herausfiltern, was Dich weiter bringt und so aus jeder Situation neue Motivation zu gewinnen.
Wenn Du Dich mehr mit dem Thema beschäftigen willst, dann können wir Dir das Buch “So bin ich eben”* von Stefanie Stahl nahelegen, das wir auch schon in Beiträgen zu Persönlichkeitstests empfohlen haben.
Quellen:
https://www.spektrum.de/magazin/warum-selbsterkenntnis-so-schwierig-ist/1539961
https://www.wiwo.de/erfolg/management-der-zukunft/erkenne-dich-selbst-rendite-und-blinde-flecken/20884184-3.html
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2 Comments
Es erfordert Mut, wie hier beschrieben, sich selbst kritisch zu sehen. Aber es hat viele Vorteile – und, wie Konfuzius sagt, glücklich ist, wer sich ständig verändert. Auch ich bin immer wieder überrascht, wenn ich mich auf einem Video sehe. Manchmal erkenne ich mich gar nicht. Aber Andere wohl schon. Selbsterkenntnis ist eben bekanntlich der erste Weg zur Besserung.Eine wundervolle Ausführung! Ich bin begeistert!
Vielen Dank für Ihren netten Kommentar, Frau Precht! Ja, die unterschiedliche Wahrnehmung, wie man sich bei einem Vortrag fühlt und wie man dann tatsächlich ist, kann erstaunlich sein. Das Beispiel mit dem Video veranschaulicht es sehr treffend, nochmal danke dafür.